MTU Aero Engines hat im ersten Quartal 2022 mit 1,18 Mrd. Euro 19 Prozent mehr Umsatz erwirtschaftet als im Vergleichszeitraum. Der Gewinn nach Steuern stieg um satte 60 Prozent auf 93 Mio. Euro. Das höchste Umsatzplus lieferte das militärische Triebwerksgeschäft mit 108 Mio. Euro (+25 Prozent): "Hier spiegeln sich Verschiebungen von EJ200-Auslieferungen vom vierten Quartal 2021 ins erste Quartal dieses Jahres wider", sagte Reiner Winkler, Vorstandsvorsitzender der MTU Aero Engines, bei der Vorstellung der Quartalszahlen am Freitag. Hauptumsatzträger war das Eurofighter-Triebwerk EJ200.
Allerdings ist auch das neue Geschäftsjahr von vielen Unsicherheiten geprägt. "Die Auswirkungen der Corona-Pandemie und des Kriegs in der Ukraine beobachten wir kontinuierlich. Falls nötig werden wir unseren Ausblick anpassen", so Winkler. Bisher hat MTU im Zusammenhang mit den Sanktionen gegen Russland Wertberichtigungen in Höhe von rund 52 Mio. Euro vorgenommen. Den Getriebefan PW1400G-JM für die Irkut MS-21 hat MTU vollständig abgeschrieben, es handelt sich um einen Wert von rund 40 Mio. Euro. Darüber hinaus würden in kleinerem Umfang Forderungen wertberichtigt, so das Unternehmen aus München.

Kein Titan mehr aus Russland
Aufgrund des Ukrainekriegs will sich MTU zudem bis 2023 von russischen Vormaterialien unabhängig machen. Es geht hauptsächlich um Titan. Nach Angaben von Winkler stammen aktuell rund zehn Prozent des Titans für die Triebwerksproduktion aus Russland. Die bis Jahresende benötigte Menge habe man bereits gesichert. Künftig werde man alternative Bezugsquellen in den USA und Kanada nutzen.
Ein für die Luftverkehrsentwicklung größeres Risiko sieht MTU jedoch in der Zero-Covid-Strategie Chinas. Ständig wiederkehrende Lockdowns schlagen sich negativ auf den Inlandsverkehr innerhalb Chinas nieder, wo immerhin die größte Narrowbody-Flotte der Welt im Einsatz ist. Für MTU bedeutet das Beeinträchtigungen im Wartungsgeschäft und bei den Ersatzteilumsätzen.
Mittelfristiges Umsatzpotential sieht Winkler im Militärgeschäft, zum Beispiel bei der Tornadonachfolge. Die Bundesregierung hat sich für einen Teilersatz der Tornadoflotte durch Lockheed Martin F-35 entschieden. "Für den restlichen Ersatz hat der Eurofighter gute Chancen", glaubt Winkler. Und auch bei der Entscheidung über einen neuen schweren Transporthubschrauber für die Bundeswehr gibt sich Winkler noch nicht geschlagen, trotz der Medienberichte über eine Vergabeentscheidung zugunsten der Boeing CH-47F Chinook. "Sollte es der Sikorsky CH-53K werden, wären wir mit unserem Triebwerk beteiligt."