Russland baut wieder "Blackjacks". Diese Nachricht ist nicht neu, denn der Beschluss, den Serienbau der Tupolew Tu-160 wieder aufzunehmen, datiert bereits aus dem Jahr 2015. Knapp drei Jahre später, im November 2017, rollte im Werk Kasan eine erste fabrikneue Tu-160M aus der Halle, startete kurz darauf zum ersten Flug. Allerdings war dieses Flugzeug, das die Baunummer 804 trägt, aus noch vorhandenen Teilen endmontiert worden, die nach dem offiziellen Ende der Serienfertigung 1992 in Kasan auf Lager standen. 2020 hob dann, ebenfalls in Kasan, erstmals eine auf den künftigen Standard M2 hochgerüstete Tu-160 ab. Doch bei diesem Flugzeug, Taufname "Igor Sikorsky", handelte es sich um eine "alte" Tu-160 aus dem Bestand der russischen Luftwaffe, die man als Technologieträger auserkoren hatte.
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Erstflug noch 2021?
Dieses Mal ist alles anders. Wieder steht in Kasan eine neue Tu-160 in den Startlöchern – aber eine, die das Attribut "neu" auch tatsächlich verdient. Denn das Flugzeug, das nach Insider-Informationen der Agentur Tass "bereit und aufgetankt" im Hangar parkt, ist die erste Tu-160 seit rund 30 Jahren, die wirklich von Grund auf aus neuen Teilen gefertigt wurde. Schon in wenigen Tagen, so schreibt die Tass, werde sie "zum ersten Mal über die Start- und Landebahn" rollen. Einen Termin für den ersten Flug gebe es noch nicht – das hänge von den Entscheidungen des Managements ab. Andere Quellen berichten indes, dass der Erstflug für den 18. Dezember terminiert sei – und damit genau 40 Jahre nach dem Debüt der ursprünglichen Tu-160 am 18. Dezember 1981. Allerdings gibt es dafür von offizieller Stelle keine Bestätigung.

Neue "Blackjacks"
Bereits am 30. Juli hatte Juri Sljusar, Chef der staatlichen Flugzeugbau-Holding UAC, davon gesprochen, dass Tupolew in Kasan an der Endmontage einer "komplett neuen" Tu-160M2 arbeite. Am 17. September startete in Kasan eine zweite, neu montierte Tu-160M2 zum Erstflug. Die Maschine besitzt die Baunummer 805. Dabei dürfte es sich um die letzte vormontierte "Blackjack" aus Sowjetzeiten handeln, denn von den insgesamt vier einstmals eingemotteten Zellen wurden drei bereits zuvor fertiggestellt: die erste 2002, die zweite 2008 und die dritte 2017. Insgesamt sollen bis 2040 maximal 50 farbrikneue Tu-160M2 aus der Halle rollen. Vertraglich festgesetzt ist vorerst der Bau von zehn Flugzeugen. Dazu will Russland alle 16 derzeit im Dienst stehenden Maschinen auf den neuen Standard bringen. Diese sollen sich technisch nicht von den Neuflugzeugen unterscheiden, firmieren offiziell jedoch unter dem Label Tu-160M.

Gigantisches Projekt
Für die russische Luftfahrtindustrie ist die Wiederaufnahme der Tu-160-Produktion ein gigantisches Projekt, an dem etwa 200 Unternehmen mitwirken. Neben Tupolew sind zum Beispiel Berijew, Iljuschin, Suchoi und Jakowlew beteiligt, die in einem vernetzten "virtuellen Konstruktionsbüro" am digitalen Designmodell zusammenarbeiten. Obwohl die Montagevorrichtungen auch fast 30 Jahre nach Ende der Serienfertigung noch vorhanden sind, mussten zentrale Fähigkeiten mühsam wieder aufgebaut werden. Dazu zählt etwa das Elektronenstrahlschweißen von großen Titanstrukturen. Die Tu-160 hat mit 30 Prozent des Gewichts den größten Titananteil eines Flugzeugs weltweit. Allein der zentrale Kasten für die Aufnahme der äußeren Schwenkflügel wiegt sechs Tonnen und benötigt Schweißnähte in einer Länge von 140 Metern.