Nein, eine gute Presse genoss der Airbus A400M in seinen Anfangszeiten nicht. "Pannenflieger" und "Milliardengrab" waren damals noch die höflichsten Bezeichnungen. Besonders böse Zungen sprachen gar vom "Totalausfall". Vor knapp zehn Jahren, am 1. August 2013, ging in Frankreich die erste A400M in Dienst, die deutsche Luftwaffe als größte Kundin übernahm ihr erstes Exemplar im Dezember 2014 – und war damit nach der Türkei (April 2014) und Großbritannien (November 2014) die vierte Nation, die mit dem neuen Airbus-Muster flog. Doch die Freude darüber blieb nicht nur bei der Luftwaffe verhalten – zu unzuverlässig zeigte sich das Flugzeug im Betrieb. Zu viele Kinderkrankheiten sorgten für viel zu wenig Klarstand und viel zu hohe Kosten. Qualitätsmängel, mangelhafte Fähigkeiten und Probleme mit den eigens für die A400M gebauten Turboprop-Motoren prägten lange Zeit den Alltag. "Lange, lange Jahre hieß es beim A400M: wird teurer als erwartet, kommt später und kann nicht das, was er können sollte", konstatierte die damalige Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen Anfang 2019 rückblickend.

"Geldvernichtungsmaschine"
Nach wie vor klassifiziert der jährliche Bilanzbericht von Airbus Defense and Space das Projekt A400M als Geldvernichtungsmaschine. Der Transporter ist noch immer ein Verlustgeschäft – doch im Unterschied zu den ersten Betriebsjahren hat man die Kinderkrankheiten heute mehrheitlich im Griff. Inzwischen haben über 100 A400M das Airbus-Werk im spanischen Sevilla verlassen. Sie fliegen bei insgesamt acht Nutzern – neben den vier bereits genannten setzen Malaysia, Spanien, Luxemburg und Belgien den Turboprop-Transporter ein. Als neuntes Land wird Kasachstan planmäßig im kommenden Jahr seine erste von zwei bestellten A400M erhalten. 2026 kommt Indonesien als zehnter Betreiber dazu.
Längst haben die im Dienst stehenden A400M ihre Feuertaufe bei diversen Einsätzen bestanden – ob in Afghanistan, im Nahen Osten oder in Afrika. Deutsche A400M traten zuletzt außerdem als Erdbebenhelfer für die Türkei in Erscheinung. Nach wie vor schickt die Luftwaffe im Rahmen einer Luftbrücke zwischen Wunstorf und der Südost-Türkei Hilfsgüter ins Katastrophengebiet. Nach eigenen Angaben fanden bisher 23 Flüge statt, bei denen die A400M insgesamt rund 400 Tonnen Fracht transportierten.
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150.000 Stunden im Einsatz
Bei all diesen Einsätzen kam über die Jahre eine stattliche Anzahl Flugstunden zusammen. Wie Airbus Defense and Space nun stolz verkündete, haben die im Dienst stehenden A400M zusammen am 22. März die "Schallmauer" von 150.000 Flugstunden geknackt. Dabei kam das Muster nicht nur in seiner Hauptrolle als Transportflugzeug zum Zuge, sondern auch als Tanker, fliegendes Krankenhaus und zum Absetzen von Fallschirmjägern. Gut 34.000 Stunden entfallen allein auf die deutschen A400M, wie die Luftwaffe via Twitter mitteilte.
Der Weg in eine erfolgreiche Zukunft für die A400M scheint indes geebnet. Vertraglich vereinbarte Nachrüstarbeiten und Erweiterungen des Fähigkeitsspektrums sind in der Mache – sogar erste Tests, die A400M als "Mutterschiff" für Drohnen einzusetzen, gingen schon über die Bühne. So dürften zu den jüngst geknackten 150.000 Einsatzflugstunden noch zahlreiche weitere hinzukommen – mit wachsender Geschwindigkeit, auch wenn das Projekt A400M längst nicht am Ziel ist. Dem Ruf als "Pannenvogel" jedenfalls fliegt das erste Militärflugzeug von Airbus immer deutlicher davon.