Sie ist 20 Tonnen schwer, 14 Meter lang, 19 Meter breit und sie soll unter anderem als "loyal wingman" des Stealth-Fighters Su-57 Russlands Kriegsführung der Zukunft prägen: Die Kampfdrohne S-70 Ochotnik ist aktuell eines der wichtigsten Projekte für Russlands Luftfahrtindustrie. Seit August 2019 befindet sich ein Prototyp des von Suchoi konstruierten Nurflüglers in der Erprobung, 2024 sollen die ersten Serien-Ochotniks an die russische Luftwaffe geliefert werden. Bis dahin ist es noch ein langer Weg – doch den muss der erste Prototyp schon bald nicht mehr allein bestreiten. Denn im Nowosibirsker Flugzeugwerk W.P. Tschkalow rollte gestern ein zweites Exemplar der S-70 aus der Halle, das zeitnah in die Luft gehen soll – und das sich gegenüber dem Erstlingswerk in mehrerlei Hinsicht stark verbessert zeigt.
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Düse aus dem 3D-Drucker
So hat Suchoi bei seiner zweiten S-70 einen zentralen Makel an der Heckpartie beseitigt: dort stach beim ersten Prototypen die wuchtige, runde Schubdüse des Triebwerks AL-41F von NPO Saturn ins Auge. Dass diese Auslegung den Stealth-Ansprüchen der Ochotnik eher zuwiderläuft, steht außer Frage. Deshalb hatte Suchoi schon vor knapp zwei Jahren angekündigt, sich für die Serienversion der S-70 eine andere Lösung einfallen zu lassen.
Dazu warfen die Konstrukteure den 3D-Drucker an – und pflanzten dem zweiten Prototypen eine flache, eckige Schubdüse ans Stummelheck. Zwar fällt der additiv gefertigten Neuerung zwangsläufig der Nachbrenner des AL-41F zum Opfer, dennoch soll die Ochotnik auch ohne dessen Zusatzschub die projektierte Geschwindigkeit von 1.000 km/h erreichen. Gleichzeitig, und das ist der Hauptaspekt, erhofft sich Suchoi von dem neuen Design eine deutlich reduzierte Radarsignatur.

"Eine Vielzahl von Aufgaben"
Diesem Ziel trägt auch die Außenhaut des zweiten Prototypen Rechnung, die laut einer Meldung des Staatskonzerns Rostec mit radarabsorbierendem Material beschichtet wird. Das mache die Drohne für den Gegner "praktisch unsichtbar", so Rostec. Weitere Verbesserungen betreffen die Bordelektronik und die mitgeführten Systeme der Ochotnik. Details dazu nannte Rostec nicht. "Zudem entsteht für die Drohne ein neues Bodenkontrollzentrum, das auf die Anforderungen des Militärs ausgelegt ist. Diese Lösungen werden die Fähigkeiten der Maschine erheblich steigern ", ergänzte Rostec-Generaldirektor Sergei Tschemesow. Die Ochotnik sei ein hochintelligentes System, das sowohl autonom als auch im Verbund mit bemannten Jets "eine Vielzahl von Aufgaben" übernehmen werde.

Serienbau 2024
Die Flugtests mit der überarbeiteten S-70 sollen laut Plan im kommenden Jahr beginnen. Zudem befindet sich ein dritter Prototyp laut Rostec-Angaben bereits in der Endmontage, ein vierter soll möglichst zeitnah folgen. Offizielles Ziel bleibt es, die Ochotnik ab 2024 an die russische Luftwaffe zu liefern. "Wir bemühen uns, die Tests so schnell wie möglich abzuschließen und in die Serienproduktion zu gehen", unterstrich Juri Sljusar, Chef der Flugzeugbauholding OAK, zu der Suchoi gehört, am Rande des Rollouts der zweiten S-70 am Montag.