Mitten ins Schwarze, und das gleich mehrfach hintereinander: Die Tests mit der für Marinezwecke optimierten Baykar-Kampfdrohne Bayraktar TB3 gehen im wahrsten Sinne des Wortes zielstrebig weiter. Im Rahmen der Militärübung "Seawolf 2025" im Mittelmeer griffen zwei TB3 am 11. Mai ein auf einem Felsen aufgemaltes Landziel an. Dabei nutzten die Kampfdrohnen lasergelenkte Präzisionsbomben des Typs MAM-L, hergestellt von Roketsan. Für die Zielerfassung arbeiteten die zwei Drohnen mit unterschiedlichen Instrumenten: Eine TB3 nahm das aufgemalte "Bullseye" mit dem elektrooptischen Aufklärungs-, Überwachungs- und Zielsystem ASELFLIR-500 aufs Korn, die andere bediente sich des mit dem Systems CATS. Beide Produkte stammen vom türkischen Rüstungskonzern und Sensorikspezialisten Aselsan. Gesteuert wurden die UCAVs direkt von einem Kommandostand auf dem Schiff.
Nach der Attacke auf den Felsen teilten sich die beiden Fluggeräte auf: Eine landete wieder auf dem Deck des Drohnenträgers TCG Anadolu, von dem beide TB3 zuvor zu ihrer Mission aufgebrochen waren. Die zweite Drohne flog Richtung Festland und schwebte in Dalaman ein. Von dort aus soll sie laut Hersteller Baykar in den äußersten Westen der Türkei nach Keşan verlegt werden, wo weitere Tests anstehen.

Für die Schießübungen nutzten die beiden TB3 insgesamt vier lasergelenkte MAM-L-Präzisionsbomben von Roketsan.
Treffer "mit höchster Präzision"
Bei den für die Schießübungen eingesetzten Drohnen handelte es sich nach Baykar-Angaben um die TB3-Prototypen PT-3 und PT-4, wobei es die Erstere war, die nach Dalaman abbog. Eine weitere TB3 fuhr als Reserve ebenfalls an Bord der TCG Anadolu mit, kam bei den Lenkbombentests aber nicht zum Zug. Firmenchef Selçuk Bayraktar war höchstpersönlich mit auf der Anadolu, um sich von der Präzisionsarbeit der von ihm verantworteten Kampfdrohnen zu überzeugen. "Während des vollständig autonomen Fluges, der durch die KI-gestützten Missionsalgorithmen von Baykar ermöglicht wurde, trafen die Bayraktar TB3 UCAVs ihre vorgesehenen Landziele mit vier MAM-L-Lenkbomben in zwei Salven – alle mit höchster Präzision", konstatierte Baykar im Nachgang der erfolgreichen Versuche zufrieden.

Beide TB3 nutzten elektrooptische Sensoren von Aselsan zur Zielerfassung - eine arbeitete mit dem ASELFLIR-500, die andere mit CATS (Foto).
Umfangreiche Testkampagne
Die Waffentests waren für Baykar der Höhepunkt einer groß angelegten Testkampagne mit der türkischen Marine, die bereits Mitte April begonnen hatte. Zwischen dem 22. und dem 25. April kreuzte die TCG Anadolu mit einer TB3 an Bord im Golf von Saros, wobei die mit Klappflügeln ausgestattete Drohne unterwegs zu mehreren Einsatzflügen aufbrach. Am 25. April seien dann erstmals zwei TB3 vom Deck des Drohnenträgers eingesetzt worden, schreibt Baykar. "Am 9. Mai starteten die Bayraktar TB3-Einheiten PT-3 und PT-4 in Keşan und flogen direkt zur TCG Anadolu, um dort eingesetzt zu werden", so der Istanbuler Drohnenspezialist weiter.
Träger-Kampfdrohne TB3
Die Baykar Bayraktar TB3 ist die trägergestützte Weiterentwicklung der bewährten TB2-Drohne. Sie ist eigens für den Kampfeinsatz von der 236,5 Meter langen TCG Anadolu vorgesehen. 42 Mal startete und landeten TB3-Prototypen seit der ersten Ankunft an Deck im Novemner 2024. Angebtrieben wird die TB3 von einem in der Türkei entwickelten PD-170-Turbodiesel-Motor, der das filigran wirkende Fluggerät bereits auf eine Flughöhe von 11.065 Meter beförderte. Bei einem Langstreckenflugtest im Dezember 2023 blieb der TB3-Prototyp überdies 32 Stunden nonstop in der Luft und legte dabei eine Strecke von 5.700 Kilometern zurück. Insgesamt beläuft sich die bisher erzielte Flugzeit des Musters laut Baykar auf rund 1.080 Stunden.