„Corona-Luftbrücke“: Fliegen Lufthansas 747 bald als Frachter?

„Corona-Luftbrücke“
Fliegen Lufthansas 747 bald als Frachter?

Veröffentlicht am 17.03.2020
Fliegen Lufthansas 747 bald als Frachter?
Foto: Lufthansa

Auch wenn die Corona-Pandemie weite Teile des gesellschaftlichen Lebens in Deutschland lahmlegt: Die Versorgung der Bevölkerung mit wichtigen Gütern soll in jedem Fall gewährleistet bleiben, ebenso die Lieferketten im produzierenden Gewerbe. Im Gegensatz zu Passagierflügen wird die Nachfrage im Luftfrachtgeschäft deshalb weiter wachsen, schätzt die Lufthansa. Grundsätzlich sei mit einem steigenden Transport-Bedarf zu rechnen, um die Produktionsketten aufrecht zu erhalten, hieß es dazu am Dienstag aus der LH-Zentrale in Frankfurt. Das Problem dabei: Rund die Hälfte der von Lufthansa Cargo beförderten Fracht fliegt auf normalen Linienflügen in den Passagierjet-Bäuchen der Mutter-Airline mit. Fällt der Großteil dieser Flüge weg, sinkt auch die Frachtkapazität entsprechend. Bereits jetzt gebe es in der Luftfracht Preissteigerungen um das Drei- bis Vierfache, erklärte kürzlich Mark Hiller, Chef des Sitzherstellers Recaro.

Ziel: Lieferketten aufrechterhalten

Um der Verknappung des Angebots entgegenzuwirken, könnten die Boeing 747 der Lufthansa bald als reine Teilzeit-Frachter verwendet werden, solange sie für Passagierflüge nicht gebraucht werden. Man spiele Szenarien durch, wie und wo die Lufthansa-Jumbos für Frachtflüge eingesetzt werden können, gab Lufthansa-Chef Carsten Spohr der Bild-Zeitung zu Protokoll. Die Crewplanung für das Unterfangen laufe parallel. "Lufthansa wird alles dafür tun, um auch die Lieferketten für die Versorgung der deutschen Bevölkerung aus der Luft aufrechtzuerhalten", so Spohr. Eine Boeing 747-8 sei in der Lage, bis zu 60 Tonnen Fracht zu transportieren. Am wirtschaftlichsten täte sie dies zwar auf Interkontinentalstrecken, Zwischenlandungen in europäischen Städten seien allerdings nicht ausgeschlossen – wenngleich sich kurze Strecken kaum wirtschaftlich darstellen ließen. Der Einsatz von Mittelstreckenflugzeugen als Frachter werde derzeit nicht diskutiert, schreibt Bild unter Berufung auf die Lufthansa.

Russell Lee (CC BY 2.0)

Aufstockung der Cargo-Flotte?

In jedem Fall kann sich Lufthansa Cargo im Gegensatz zur Mutter-Airline nicht über einen Mangel an Arbeit beklagen. Während nach neuestem Stand rund 80 Prozent aller Passagierflüge bei Lufthansa bis auf Weiteres gestrichen werden, zieht die Nachfrage im Frachtverkehr an – auch, weil es auf Seefracht-Routen wegen der Corona-Problematik vermehrt Einschränkungen gibt. Allein mit der Kernflotte aus 17 Cargo-Jets, Boeing 777F und MD-11F, dürften die nächsten Wochen kaum zu bewältigen sein. Statt wie beim Mutterkonzern über Kurzarbeit, diskutiere man bei LH Cargo deshalb über eine Aufstockung der Flotte, so der von Bild zitierte Lufthansa-Sprecher. Konkrete Entscheidungen dazu, auch zur Frage, wie genau diese bewerkstelligt wird, gebe es allerdings noch nicht.