Airbus hat am Freitag mitgeteilt, dass sich die Entwicklung eines kommerziellen Wasserstoff-Flugzeuges verzögert. Zudem wurden die mit einer A380 geplanten Flugtests mit einem Brennstoffzellentriebwerk gestrichen. Als Grund für diese Schritte nannte Airbus die ernomen Herausforderungen und Kosten bei der Entwicklung eines Wasserstoff-Ökosystems, einschließlich Infrastruktur, Herstellung, Verteilung und regulatorischer Rahmenbedingungen. Zuerst hatte die französische Nachrichtenagentur AFP darüber berichtet.
Im September 2020 hatte der europäische Flugzeughersteller drei Konzepte für wasserstoffbetriebene Flugzeuge unter dem Projektnamen ZEROe vorgestellt. Ziel sei es, ein solches Flugzeug bis 2035 in Dienst zu stellen, hieß es damals. Im Lauf der Zeit kristallisierte sich heraus, dass es sich vermutlich um ein Turboprop-Regionalflugzeug handeln würde.
Einen neuen Zeitplan für die Entwicklung nannte Airbus nicht. Gegenüber der Gewerkschaft Force Ouvrière hatte der Flugzeughersteller jedoch wohl von einer Verspätung von fünf bis zehn Jahren gegenüber den ursprünglichen Ankündigungen gesprochen. Nach Angaben der Gewerkschaft sei das Programmbudget zudem um 25 Prozent gekürzt worden.
Im Rahmen von ZEROe hatte Airbus im Vorlauf des geplanten Passagierflugzeugs geplant, den vorhandenen A380-Prototypen MSN001 mit einem fünften, kleinen Brennstoffzellen-Testriebwerk an der linken, hinteren Rumpfseite auszurüsten, um das Wasserstofffliegen praktisch untersuchen zu können. Die Flugerprobung des Brennstoffzellenantriebs sollte zusätzlich zu Testflügen mit einem wasserstoffbetriebenen Business-Jet-Triebwerk von GE Aerospace stattfinden. Dabei geht es um unterschiedliche Druck- und Kühltankbauarten an Bord, die Erwärmung des tiefgekühlten Flüssigwasserstoffs auf Betriebstemperatur und die Vermessung der Abgase des Triebwerks, im wesentlichen Wasserdampf.
CityAirbus pausiert
Ende Januar hatte Airbus Helicopters bereits mitgeteilt, dass die geplante Entwicklung des elektrischen Lufttaxis CityAirbus "pausieren" werde. Aus Betriebsratskreisen verlautete, dabei spiele die bisher nicht ausreichende Batterieleistung die entscheidende Rolle. Der elektrisch angetriebene CityAirbus sollte mit vier Passagieren 100 Kilometer Reichweite schaffen.
Unterdessen gewinnt synthetischer Treibstoff (SAF) eine zunehmende Bedeutung für Klimaschutzmaßnahmen und die Emissionsreduzierung in der Luftfahrt. Der chemisch stark Kerosin ähnelnde Treibstoff behält die Vorteile flüssiger Aufbewahrung, etwa in Flügeltanks, und kann herkömmlichem Kerosin auch beigemischt werden. Damit kann eine mögliche Umstellung als sanfter Übergang fließend erfolgen und auch kostenseitig feinjustiert werden. Die heutige Menge an SAF reicht allerdings bei weitem nicht aus und deckt nur ein bis zwei Prozent der heutigen Nachfrage.
A320-Nachfolger steht bevor
Neben den Forschungsprogrammen steht bei Airbus aber auch noch die Entwicklung neuer Verkehrsflugzeuge an. So hat der Hersteller bereits angekündigt, ab ebenfalls etwa 2035 die nächste Standardrumpf-Familie, einen komplett neuen A320-Nachfolger, in Dienst stellen zu wollen. Deswegen müssen bereits heute entscheidende Weichen dafür gestellt werden. Dazu zählen die Antriebstechnik, vermutlich Fantriebwerke mit sehr großen Durchmesser, eventuell sogar als frei laufende Unducted Fans, die Werkstoffe, Produktionsverfahren und die Arbeitsaufteilung, auch bei der Entwicklung. Für das Unternehmen steht damit eine Mammutaufgabe an, die viele Ressourcen binden dürfte.