Hinweise auf Materialermüdung bei Bläserschaufel

Triebwerksausfall bei UA328
Hinweise auf Materialermüdung bei Bläserschaufel

Veröffentlicht am 23.02.2021

Die Boeing 777-200, die am 20. Februar kurz nach dem Start vom Denver International Airport einen schweren Schaden am rechten Triebwerk erlitt, wird derzeit von den Ermittlern des NTSB (National Transportation Safety Board) untersucht. Bei einem Medienbriefing am Montag teilte die Behörde die neuesten Erkenntnisse mit.

Demnach sind bei dem PW4077-Triebwerk von Pratt & Whitney zwei der insgesamt 22 hohlen Bläserschaufeln aus Titan gebrochen: eine nahe der Nabe, die andere, benachbarte, etwa in der Mitte. Nach Angaben des NTSB wurde eine Schaufel im Containment Ring um den Bläser gefunden, etwa auf Ein-Uhr-Position. Ein weiteres, kleines Fragment stürzte als Trümmerstück auf ein Fußballfeld in der Stadt Broomfield im Großraum Denver.

Weitere Untersuchungen bei Pratt & Whitney

Die Bläserschaufel, die an der Wurzel gebrochen ist, weist laut dem NTSB-Präsidenten Robert Sumwalt Schäden auf, die auf Materialermüdung hindeuten. Sie wird nun unter Aufsicht des NTSB bei Pratt & Whitney in East Hartford, Connectitcut weiter untersucht. Die andere Bläserschaufel wurde wahrscheinlich von der ersten getroffen und brach wohl aufgrund dieser Überlastung.

An der Flugzeugzelle habe es kleinere Beschädigungen gegeben. Die sogenannte Wing-to-Body Fairing, eine aerodynamische Composite-Verkleidung am Übergang zwischen Flügelunterseite und Rumpf, weist ein Loch auf. Es gebe auch einige Macken am Flügel, aber insgesamt handle es sich nicht um strukturelle Schäden, so Sumwalt.

Keine "Uncontained Engine Failure"

Die NTSB geht übrigens nicht von einer sogenannten "Uncontained Engine Failure" aus, bei der Teile aus dem Triebwerksinneren die Verkleidung durchschlagen, da der Containment Ring nicht durchbohrt wurde. Die Schäden am Flugzeug dürften also wohl von den herumfliegenden Gondeltrümmern verursacht worden sein.

Die Boeing 777-200, Unired-Airlines-Flug 328, war am Samstag gegen 13.40 Uhr (Ortszeit) von Denver aus zu ihrem Flug nach Honolulu, Hawaii gestartet. Etwa vier Minuten nach dem Start, auf einer Höhe von 12.500 Fuß ASL gab es einen lauten Knall. Das rechte Triebwerk brannte und verlor einen Großteil der Gondel. Die Piloten drehten um und landeten die 777 etwa 22 Minuten nach dem Start sicher mit einem Triebwerk wieder in Denver.