Superjumbo mit Problem
Ältere A380 leiden unter rissigen Flügelholmen

Das Jahr 2022 war nicht zuletzt geprägt vom Comeback des Airbus A380. Doch die Rückkehr der Riesen verläuft oft holpriger als erhofft. Vermehrt tauchen an A380-Flügelholmen Risse auf. Europas Luftfahrtbehörde hat bereits reagiert.

Emirates will bis Ende 2021 wieder 50 seiner A380 fliegen.
Foto: Emirates

Das größte Passagierflugzeug der Welt, in der Corona-Krise schon abgeschrieben, ist wieder dick im Geschäft. Immer mehr Betreiber des Airbus A380 holen ihre Doppelstock-Riesen aus dem Tiefschlaf zurück in den aktiven Dienst. Jüngste Mitglieder im "A380-Comeback-Club" sind Lufthansa und Etihad, die einen Teil ihrer Superjumbos 2023 wieder an den Start bringen. Als weltweit größter A380-Nutzer hat Emirates aus Dubai ihrem Flaggschiff selbst in den Hochzeiten der Corona-Pandemie treu die Stange gehalten. Inzwischen setzt Emirates wieder 85 ihrer insgesamt 119 Superjumbos ein.

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Der Airbus A380 ist das Flaggschiff der Golf-Airline Emirates. das wird noch auf Jahre hinaus so bleiben.

"Im Moment kein Sicherheitsproblem"

Die Rückkehr der A380 an den Himmel verläuft bei dem Golf-Carrier allerdings nicht ohne Komplikationen. Wie das Portal Aviation Week berichtet, stellten Techniker bei Inspektionen Risse an den Flügelholmen mehrerer A380 fest. Laut Emirates-Chef Tim Clark reagierte Airbus umgehend auf die Probleme und entsandte ein 60-köpfiges Ingenieursteam nach Dubai. "Airbus repariert alles", zitiert Aviation Week den Airline-CEO. "Wir müssen die Holme an verschiedenen Stellen nacharbeiten lassen."

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Bei den von Rissbildung betroffenen Bereichen handle es sich um "die oberen und unteren Flansche des äußeren hinteren Holms (ORS) zwischen den Rippen 33 und 49, des äußeren inneren vorderen Holms (OIFS) zwischen den Rippen 8 und 14 und des äußeren vorderen Holms zwischen den Rippen 38 und 49", schreibt Aviation Week weiter. Nach Aussage von Tim Clark bestehe "im Moment kein Sicherheitsproblem." Dennoch sei eine Reparatur geboten. Aktuell stünden deshalb in Dubai drei A380 zur Behebung der Risse in den Emirates-Wartungshallen. Eine vierte Maschine sei mangels freier Hangarflächen zur Reparatur nach Toulouse geflogen.

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Emirates setzt aktuell 85 ihrer 119 A380 wieder ein.

EASA reagiert

Dass sich an den genannten Stellen in den A380-Tragflächen Risse bilden können, hatten Airbus und die Europäische Luftfahrtbehörde EASA bereits 2019 öffentlich gemacht. Die EASA gab seinerzeit eine entsprechende Lufttüchtigkeitsanweisung (Airworthiness Device, AD) heraus – mit der Begründung: "Wenn dieser Zustand nicht erkannt und korrigiert wird, könnte die strukturelle Integrität des Flügels beeinträchtigt werden." Damals schien das Problem allerdings auf den ORS-Bereich sowie auf A380 der frühen Produktionsjahre beschränkt, sodass die EASA zunächst nur 25 A380 älteren Baujahrs zur Inspektion mittels Ultraschallprüfverfahren bat. Diese habe spätestens 180 Monate (also 15 Jahre) nach der Montage des Flügelkastens zu erfolgen, legte die Behörde damals fest. Flugzeuge, die keine Risse aufwiesen, seien im Folgenden außerdem alle 36 Monate erneut zu überprüfen.

Inzwischen hat sich jedoch herausgestellt, dass auch später gefertigte Flugzeuge zur Rissbildung an den genannten Stellen neigen können. "Sie begannen, Risse zu sehen, also mischte sich die EASA ein", erläutert Tim Clark. Die Behörde weitete, bereits Ende August 2022, die bislang geltende AD auf alle produzierten A380 aus. Außerdem wurde das Intervall für weitere Untersuchungen verkürzt. "Jüngste Inspektionsergebnisse" hätten gezeigt, "dass die Schwelle für die ORS-Inspektion von 15 Jahren (180 Monate) auf 12,5 Jahre (150 Monate)" gesenkt werden müsse, schreibt die EASA in ihrer Begründung zu der erweiterten AD. Weitere Anpassungen "nach Abschluss der derzeit laufenden Analyse" seien nicht ausgeschlossen.

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