Legt man den ursprünglichen Plan als Messlatte an, müsste Xian Aircraft seine MA 700 längst in die Luft gebracht haben. Für 2019 hatte der chinesische Hersteller bei Programmstart sechs Jahre zuvor den Markteinstieg seines neuen Turboprop-Airliners avisiert. Später hatte man für 2019 immerhin noch den Erstflug vorgesehen. Doch auch daraus wurde bekanntlich nichts, der erste Prototyp ist immer noch im Bau und soll erst Mitte diesen Jahres fertig sein. Neues Ziel: Erstflug bis Ende 2020.
Turboprop der neuen Generation
185 Bestellungen hat Xian-Mutterkonzern AVIC nach eigenen Angaben schon für das neue Regionalflugzeug gesammelt. Elf Kunden haben demnach Verträge für die MA 700 unterschrieben. Laut Xian soll der „Turboprop der neuen Generation“ Platz für bis zu 85 Passagiere bieten und im Regelbetrieb Strecken von bis zu 1700 Kilometern zurücklegen können. Als Antrieb haben die Chinesen PW150C-Propellerturbinen aus dem Hause Pratt & Whitney Canada ausersehen. Diese sollen die MA 700 auf bis zu 637 km/h beschleunigen.
Exporte sind zweitrangig
Eine völlige Neuentwicklung ist die Xian MA 700 indes nicht. Das Flugzeug basiert in weiten Teilen auf der älteren MA 600, weist aber im Gegensatz zu dem Vorgängermuster unter anderem ein T-Leitwerk, neue Tragflächen und einen auf 30,5 Meter gestreckten Rumpf auf. Die MA 600 wiederum ist im Kern eine stark verbesserte Antonow An-24 mit westlichen Triebwerken. Weder mit der MA 600 noch mit der künftigen MA 700 hat China jedoch den weltweiten Exportmarkt im Visier. Stattdessen liegt das Hauptaugenmerk auf der Versorgung der inländischen Nachfrage, wodurch China unabhängiger vom Ausland werden soll. Dennoch tauchen mit Hybrid Aviation aus Pakistan, Segers Aero aus Südafrika, Cambodia Bayon Airlines, der Emirates Global Aluminium und der nepalesischen Air Venues auch ausländische Airlines in der Kundenliste für die MA 700 auf. Pakistan erwägt gar die Lizenzfertigung der MA 700 – neben weiteren Flugzeugmustern made in China.